Peter Mergener – Robotic Instinct
CUE Records (2016)
(7 Stücke, 59:39 Minuten Spielzeit)
Der aus der Nähe von Trier stammende Elektronikmusiker Peter Mergener (ex-Software, ex-G.E.N.E.) hat sich fünf Jahre Zeit gelassen um seinem letzten Album „Phonetic Society“ einen Nachfolger zu bescheren. In der Zwischenzeit ist Peter Mergener aber nicht untätig gewesen, hat er doch seine frühen Soloalben „Creatures“ (diese unter dem Titel „Creatures 2020“ erschienen DoppelCD enthielt die Alben „Creatures“ und „Let There Be More Light“), „Passage In Time“ und „Take Off“ remastert und mit Bonusstücken versehen erneut auf den Markt gebracht. Im Sommer 2016 kommt nun mit „Robotic Instinct“ eine CD mit komplett neuem Material heraus.
Sieben Instrumentalstücke mit Laufzeiten zwischen 4:54 und 12:36 Minuten Spielzeit sind auf dem Silberling enthalten. „Robotic Instinct“ beginnt mit dem 12:36minütigen Longtrack „Rise Of Machines“. Durch seine Klangfarben und die Effekte, die das Stück beinhaltet, wirkt dieser Track wie ein Soundtrack zu einem Science Fiction-Film. Sehr dramaturgische Arrangements stehen hier zunächst im Vordergrund. Erst nach 2:25 Minuten kommt dann ein verhaltener technologischer Rhythmus auf. Dieser bestimmt zunächst das Bild, denn Harmonien finden sich zunächst nur sehr dezent im Hintergrund. Das ändert sich nach einer weiteren Minute, wenn Peter dem Stück eine Melodie spendiert. Stilistisch klingt er dabei wie Bands der Marke Redshift. Immer weiter entwickelt sich dieses Stück wie eine Erzählung, denn die rhythmischen Effekte lassen die Auferstehung von Maschinen (Robotern) vor dem geistigen Auge des Hörers entstehen. Ein für Peter Mergner ungewöhnliches Stück, das aber – vor allem bei intensivem Hören unter dem Kopfhörer – seine Magie entfaltet.
Auch in den folgenden Stücken zeigt sich ein veränderter Mergener-Sound, denn der Trierer hat das Thema Roboter konsequent in den Stücken umgesetzt, was zu einem äußerst technologischen Sound führt. „Random Access“ ist das beste Beispiel dafür. Technoide Rhythmen und ein anschwellender Synthiesound mit minimalistischen Veränderungen sorgen für eine eigenartige technologische Stimmung. Hier finden sich kaum Harmonien, vielmehr baut Mergener auf die Erzeugung von Stimmungsbildern.
Den Sequenzer wirft Mergener dann erstmals im dritten Track „Operation Check“ an, was für Mergener-/Software-Stimmung sorgt. In diesem Achtminüter entfaltet sich dann die Magie, die Mergener auf seinen frühen Alben verbreitete. Das war aber nur ein kurzes Zwischenspiel, denn im folgenden 5:16minütigen „Panic Room“ sorgt Mergener schon wieder mit seinen Sounds und düsteren Flächen für eine eigenartig bedrückende Stimmung. Am Ende kommen dann Geräuschsamples von Menschen, die sich auf einer Straße oder in der Nähe einer Kirmes bewegen. Was das mit einem Panikraum zu tun hat, erschließt sich mir allerdings nicht.
Technologisch geht es auch in „Man Vs. Machine“ weiter. In diesem fünfminütigen Stück treffen technoartige Rhythmen auf sehr eingängige Harmonien, was schon fast tanzbar ist. Ein sehr theatralisches Bild zeichnet Mergener dann in den ersten zweieinhalb Minuten des achtminütigen „Human Line Android“. Erst dann kommen Rhythmusmuster und Harmonien auf. Sakrale Orgelpassagen stehen als Kontrapunkt zu den technoiden Rhythmen. Das klingt aber sehr gut.
Den Abschluss bildet dann der 8:27minütige Titeltrack. Nach einer gut zweiminütigen technoiden Geräuschkulisse schält sich langsam eine Melodie heraus, die kurz darauf mit rhythmischen Keyboardakkorden versehen ist. Ab diesem Zeitpunkt entwickelt sich der Track zu einem hinreißenden Stück. Ein Rhythmus wie bei einer Fahrt mit einer Dampflok bildet den Grundstock dieses Stückes.
Peter Mergener hat mit seiner neuen CD „Robotic Instinct“ seinen Sound weiterentwickelt und das technologische Thema bestens umgesetzt. Lediglich im Stück „Operation Check“ blitzt der typische Mergener-Sound auf, ansonsten klingt das Album recht technoid, rhythmisch und wie ein Soundtrack. Wer seinen bisherigen Sound erwartet, der sollte zuvor ins Album hineinhören.
Stephan Schelle, Juli 2016
Die Musik von Mergener kann man am besten als Vertonung von Landschaften bezeichnen, denn fast jedem Stück meine ich eine Wasserlandschaft zuordnen zu können. Mal klingen die Stücke sphärisch, mal sind sie rhythmisch und gerade bei den rhythmischen Titeln stelle ich fest, dass sich das Solo Projekt von Peter Mergener mehr in Richtung Band entwickelt. Das Gitarrist Achim Eisen auf dem Titel "Cloudburst" mit als Autor angegeben ist, scheint meine Vermutung zu bestätigen. Und weil wir gerade bei diesem Titel sind. Wem das Stück auf der beiliegenden CD im Heft gefällt, der wird auch vom Rest des Albums "Wet Places" begeistert sein.
Man muss schon über das Kreativpotential eines Klangforschers verfügen, um auf die ausgefallene Idee zu kommen, die verschiedensten Formen des Wassers zu vertonen. Soundalchemist Peter Mergener hat dieses ungewöhnliche Vorhaben auf dieser CD in Angriff genommen. Dabei ist es Mergener eigentlich egal, ob sich das kühle Nass in Form eines verträumten Tautropfens, eines kristallklaren Bergsees, des tobenden Meeres oder eines reissenden Wasserfalls manifestiert. Massgeblich und immer im Mittelpunkt des Geschehens ist eine allumfassende Melange aus Inspiration, individueller Reflektion und Message, die Mergener und seine Mitstreiter zu fast organischen und äußerst rhythmischen Strukturen führt.
Auf seinem, nach "Instinctive Traveller" und "Noises In The Sky" dritten Album für das New-Instrumental Label Prudence, verarbeitete der Software-Gründer und Elektronik Meister Peter Mergener seine Eindrücke einer längeren Afrika-Reise. Eindrücke, die er via DAT auch digital einfing und ohne Abstriche in sein neues Werk "African Smile" einfliessen lassen konnte. Dennoch ist dieses Album weder World-Music noch Ethno-Music, sondern einfach nur eine Weiterentwicklung im musikalischen Kosmos der elektronischen Sounds von Peter Mergener. Zwar öffnen sich hier ab und zu Wurmlöcher in seicht-zweidimensionale Paralelluniversen, verirren sich einige Tracks in allzu kompromiss- bereiten Wohlklang, doch wenn Gitarrist Achim Elsen durch sein atmosphärisches Gitarrenspiel Trachs wie "In The Woods" und "African Smile" in die Nähe von Pink Floyd rückt oder ein wahrhaftes Persussionfeuerwerk in "Electronic Voodoo-Trance" (der Titel ist wahrhaft Programm) temperamentvollen Zündstoff liefert, dann lässt man sich versöhnen und über den einen oder anderen Semi-New Age Anklang hinwegsehen.
The name of Peter Mergener is well known and it hardly requires a special presentation. Among his numerous achievments are participation in extremly popular musical projects G.E.N.E., Software, soundtrack for "Terra X" documentary and dozens of magnificent solo albums of electronic music. And what will he play an encore? The latest African Smile album - his thoughts translated into music language about boundless African spaciousness and immense distances of the Black continent. Peter Mergener,the magican of sounds, one more time has been experimenting with music and computer technologies, which resulted in the releases of a very interesting album, African Smile.
Wer träumt zur Zeit nicht von Sonnenschein, angenehmen Temperaturen und warmen, sternklaren Nächten? Traumhilfe leistet Peter Mergener mit seiner neuen Scheibe "African Smile". Drei Wochen lang war Mergener in Afrika unterwegs, sammelte mit dem DAT-Recorder teilweise mystische Klangeindrücke, die er später in seinem Studio mit elektronischer Musik zu einem neuen Ganzen verwob. Das Ergebnis ist ein Album, das so richtig Laune macht und folgerichtig in der Zeitschrift "in Music" auf Anhieb auf dem 7. Platz in der Liste der Neuerscheinungen landete. Musik, die nicht polarisiert, sondern einfach nur anspricht und die deshalb in keiner Sammlung fehlen sollte.
Peter Mergener, el ex-miembro de Software y uno de los sintetistas alemanes que mejor han sabido ecolucionar la Escuela de Berlin, edita African Smile como un conjunto de impresiones recogidas durante suviaje por el continente africano. Peter Mergener actúa como un turista que recoge los peculiares sonidos del continente negro y los introduce en su estilo sin ninhún ánimo de implicación ni falsa trascendencia. Y es quizás a ese plantemiento honesta y falto de pedanteriá que esteAfrican Smile nos ha convencido. Cercano a los plnteamientos de Rüdiger Lorenz en su forma de usar los sonidos exóticos, pero con una Mayor elaboración sonora, Mergener nos reserva un tratamiento epidérmico y occidentalizado de la música africana. Muy recomendable.
Endlich ist's geschafft. Das zweite christliche (?!) Millennium liegt hinter uns, und ehe Sie und wir - wie bis zum Erbrechen in den letzten Monaten nochmal was von der angeblichen "Musik fuers nächste Jahrtausend" lesen müssen (vermutlich liest dann, um Max "Kein Schwein ruft mich an" Raabes Klage zu variieren, eh keine Sau mehr, und alle überlebens-notwendigen Informationen, klangliche eingeschlossen, werden unseren Nachfahren drahtlos unter die Hirnrinde gebeamt), schweben wir alle miteinander auf Cloud nine, respektive Wolke sieben. Reden wir also von der Musik des letzten Jahrtausends und davon, weshalb die Redaktion dieser Zeitschrift darauf verzichtet hat, dem Wunsch einigerLeser und Leserinnen nachzukommen, zu seinem Ausklang eine Umfrage zu veranstalten: "Welches waren für Sie die wichtigsten Musiker und Tonträger seit - na, sagen wir, der Erfindung des Buchdrucks?"Nicht, dass uns Ihre Meinung nicht brennend interessieren würde; Aber welche Bands und Solisten hätten wohl die Abteilung P.E.M. ("Populäre Elektronische Musik") mit Beschlag belegt? Vielleicht noch Wendy Carlosam klassischen Ende des Spektrums und Alec "A.T.R." Empire am krachenden. Aber wo wäre, zum Beispiel, der große Peter Mergener geblieben? Na bitte. Dabei dürfte jedem, der diese Keyboard-Kolumne nicht erst liest, seit sie im Oktober 1996 aus der Asche des "Musik-Journal Elektronik" emporstieg, zumindest der Name jenes Projekts bekannt sein, das immer - aber auch nur dann! - gute Platten gemacht hat, wenn der heute 48-jaehrige Elektroniker aus der Eifel den Ton angab und nicht eines seiner Möchtegern-Doubles von der Ersatzbank. Klar, Software ist gemeint - und Werke wie "Electronic Universe" und "Chip Meditation", die Ende der Achtziger Furore machten. Schoen vor dem nun wohl definitiven Software-Split 1998 war Mergener mit einer Serie von Soloalben (zuletzt: "Instinctive Traveller" und "Noises In The Sky"; siehe KEYBOARDS 3/98, 1/99) aus dem Software-Schatten herausgetreten, doch ein Album wie dieses ist ihm noch nie geglückt. "African Smile" ist, ohne Abstriche, Mergeners Meisterwerk - dazu eines, das nicht nur die Elektronikgemeinde begeistern dürfte, sondern das Zeug hat, die Tragemark "Peter Mergener" einem breiteren Publikum bekanntzumachen. Denn wie kaum ein zweiterversteht es unser Mann, seiner auch zuvor schon ausgereiften musikalischen Sprache neue "ethnische" Farben hinzuzufügen, ohne den Eindruck zu erwecken, er habe auf einer Afrika-Reise wahllos Originaltöne auf DAT gesammelt um für Zeiten ausbleibender Moog-Musen-Küsse gerüstet zu sein. Vom Opener "Voices" (2:47), in dem sich "kosmisch"-elegische Elektronik und Afro-Klänge verbinden, über das in der Sprache der Ewe vorgetragene "Welcome" der Afrikanerin Juliette Chaold (Track 2, 5:04 - die englische Übersetzung ist im Booklet abgedruckt) bis hin zum perkussiven Feuerwerk in Track 10 ("Electronic Voodoo Trance" [8:28], Live-Perkussionist: Ingo von Wenzlawowicz) macht Mergener etwas, das er sich bei Software nicht getraut hat (oder hat er's nicht gedurft?): Musik, die alle Grenzen zwischen "Pop", "Elektronik" und "World Music" aufhebt. Und wem von uns Älteren bei Gast-Gitarrist Achim Elsens bluesgesättigtem Solospiel in Track 5 ("In The Woods", 6:04) oder im Titelstück (Track 9, 5:53) das Auge nass wird, muss sich der sentimentalen Erinnerung an bessere Pink-Floyd-Tage auch nicht schämen; so beseelt hat man Dave Gilmour zuletzt vor einem Vierteljahrhundert (remember "Wish You Were Here", 1975?) In die Saiten greifen gehört. Ein Album, auf das nur ein Prädikat passt: perfekt.
The third album that Mergener releases with Prudence is the result of a fascinating trip to the African continent. Impressed by what he has seen and heard, the author blends his already known and much admired electronic sounds with the sonic feeling that comes from Africa. So, the album (11 themes) contains the customary synthetic atmospheres but also African rhythms, tribal chants and other acoustic sounds. This is a departure from the type of music of his latest album (Noises in the Sky) but is a welcome new creative side of this respected and renowned composer. Probably, a heartfelt tribute to a sometimes forgotten continent.
Peter Mergener is a very well known electronic musician. His work with Software, an extraordinary duo, is already legendary. Now, the German composer releases solo works, like Instinctive Traveller or this Noises in the Sky. Noises is very special and innovative because Mergener has used his imagination to transform the "sounds from the sky" into real music. And this is powerful music, full of rapid and slow passages, with sophisticated sounds and textures. The album contains 12 pieces. Specially interesting are "In Orbit" and "Frozen Landscape". All music has been composed, played, arranged and produced by Peter Mergener. Achim Elsen plays guitars and Ingo von Wenzlawowicz plays percussion. You can also hear astronaut voices: they are Kathryn Thornton and Rusty.
Peter Mergener verleugnet seine Vorbilder nicht. Was nicht heißt, dass er vor ihnen demutsvoll in die Knie geht. Zweimal, in "Skylistening" und "Skywatching" zeigt er mit flirtenden Sphären und statischen Orgelklängen, femininen Vokalisten und blusiger Gilmour-Gitarre den beiden besten Pink Floyd Alben seine Referenz. Doch gleich nach diesen Abstechern in die "Dark Side.."Wish you were here" - Epoche holt er uns durch den Zeittunnel zurück in die Gegenwart. Vitale Beats, spritzige Minimalsequenzen und jubilierende Himmels Chöre geben den Ton an. "Noises In The Sky" zeigt einmal mehr, weshalb das nun offenbar endgültig im EM-Orkus verschollene Projekt "Software" nur so lange eine Existenzberechtigung hatte, wie Peter Mergener an den Reglern saß. -Albrecht Piltz-
...Wie gewohnt serviert Mergener wieder qualitativ hochwertige Elektronik-Musik im Stile von Tangerine Dream und Co., wobei er hier auch geschickt Einflüsse aus der Techno- und Trance-Szene verarbeitet. "Noises In The Sky" gehört für mich zu den besten Electronik-Veröffentlichungen des vergangenen Jahres.