Ich schaffe etwas Lebendiges


Klangkünstler Peter Mergener entwirft Mystische Nacht in den unterirdischen Gänge der Kaiserthermen.... TRIER. Der Klangkünstler Peter Mergener zählt zu den Pionieren der elektronischen Musik. Der renommierte Musiker hat eine Klang-Installation für das vom Trierischen Volksfreund präsentierte Fest Brot und Spiele entwickelt. Die Mystische Nacht findet statt in den unterirdischen Gängen der Kaiserthermen.

TRIER. Der Klangkünstler Peter Mergener zählt zu den Pionieren der elektronischen Musik. Der renommierte Musiker hat eine Klang-Installation für das vom Trierischen Volksfreund präsentierte Fest "Brot und Spiele" entwickelt. Die "Mystische" Nacht findet in den unterirdischen Gängen der Kaiserthermen.

Als Peter Mergener vor zwei Jahrzehnten die Science-Fiction-Zeitschrift "SF-Star" liest, hat er noch keine Ahnung, dass diese Lektüre sein Leben verändern wird. In dem Heft war ein Bericht über den Auftritt des Autors Michael Weisser und des Musikers Robert Schroeder gedruckt, die auf der "ars electronica" eine Klang-Performance mit dem Titel "Galaxie Cygnus-A" aufgeführt hatten. Wahrscheinlich fühlte sich Mergener an seine eigenen, musikalischen Experimente erinnert. Hatte der damals 23-Jährige doch seit Ende der 70er Jahre Synthesizer ausprobiert und damit versucht, in die Fußstapfen der noch jungen Elektronikszene zu treten.

Die Technik in den Kinderschuhen

Mit eigenen Steckverbindungen der zu dieser Zeit mäßig ausgereiften Technik produzierte er seine ersten Klänge. "Viel atonales Zeug", sagt Peter Mergener heute. Zur Aufnahme benutzte er zwei Kassettenrekorder, indem er zunächst in den einen den Sound einspielte, die fertige Kassette wiederum abspielte, diese mit dem zweiten Rekorder aufnahm und weitere Klänge dazu gab. "Sehr effektiv", urteilt er auch nach 20 Jahren über ein solches Ping-Pong-Verfahren. Um Kontakt zu Gleichgesinnten zu knüpfen, schrieb er Michael Weisser einen Brief und legte eine Aufnahme bei. Es folgte ein Treffen in einem Jagdhaus in Welschbillig. Das war der Anfang des Projektes Mergener & Weisser, die sich später "Software" nannten und zu Pionieren elektronischer Musik aufrückten.

"Wir hatten die gleichen Vorstellungen und Ideen", erinnert sich Mergener und erzählt von den Anfängen. Als eine der ersten Gruppen gestalteten sie ihre Plattencover mit Computergrafiken und bauten Computerfraktale als unverwechselbare Zeichen in das Erscheinungsbild der Tonträger ein. Die Platten sollten ein Gesamtkunstwerk sein aus Computermusik, Bildern und Lyrik.

Die "Schönheit der Hightech" war ihr Thema. Die erste Produktion unter dem Bandnamen "Software" wurde um Meilenstein der elektronischen Musik. Sammler schätzen die limitierte Auflage der "Chip Meditation". Tourneen in Kanada, Australien, Amerika und Europa zeugen vom internationalen Erfolg. Mittlerweile gibt es das Projekt nicht mehr. Weisser und Mergener verfolgen ihre Solo-Pläne. Dabei machte vor allem Peter Mergener mit seinen Veröffentlichungen auf sich aufmerksam.

Häufig wird der gebürtige Birkenfelder mit Wohnsitz in Heidenburg als Klangmagier, Klangforscher oder Klangalchemist bezeichnet. Er selbst sieht sich dagegen als Musiker, der als "ordentlicher Komponist" eingetragen ist. "Am Anfang sitzt da ein Tüftler, der eine Idee hat, zwischen Geräten." Manchmal wundert er sich. "Und am Ende blickt man auf ein riesiges Werk zurück." Bescheiden erzählt er von seinen Abrechnungen, die Vervielfältigungen seiner Musik auf der ganzen Welt ausweisen. Eigentlich sieht er gar nicht aus wie ein Elektronik-Künstler ­ mit seinen Schnurrbart und den Haaren, die in den Nacken fallen. Eher könnte er ein gealterter Rockgitarrist sein und tatsächlich zählt "Pink Floyd" zu seinen Lieblingsbands. Wenn er von Musik plaudert, spürt man die Erfahrung und Begeisterung eines Mannes, der eine ganze Musikszene begleitet hat. Damals sei die "kosmische" Musik als "komisch" abgetan und überhaupt nicht verstanden worden. Diese zweite Generation nach "Kraftwerk" und der Berliner Schule um Klaus Schulze hatte es merklich schwer, ihre musikalischen Vorlieben populär zu machen.

Ineressante Musikräume

Den Erfolg von Techno und House bezeichnet Mergener als "Paukenschlag". Doch diese schnellen Rhythmen überlässt er lieber den Jüngeren. Ohne Rücksicht auf Trends will er weiterhin seinen eigenen Stil verfolgen. "Natürlich ist es schade, dass ich nicht unbedingt so bekannt bin wie die berühmten Djs", gesteht er. Aber er weiß, dass viele nach ihrem "Techno-Trip" in seine Musikräume kommen und sie interessant finden.

Gelegenheit dazu bietet "Brot und Spiele" in den Kaiserthermen. Peter Mergener wird die "Mystische Nacht" gestalten und den antiken Ort in eine Klanglandschaft verwandeln. Immer wieder ist er dort gewesen, hat sich von den Anlagen inspirieren lassen und überlegt, welche Geräusche dazu passen könnten. Das römische Bad brachte ihn zu den Elementen Wasser und Feuer, aus denen er Klangnischen geschaffen hat und an bestimmten Punkten in den unterirdischen Gängen der Thermen aufbaut. Tropfen in ihrem Hall werden zu hören sein, ebenso Geräusche vom Lauf nasser Sandalen oder das Klingen von Schwertkämpfen. Dazu ertönt eine Melodie, die den Besucher bei seinem Gang begleitet. Horst Freischmidt hat lateinische Texte auf Band gesprochen, Lichteffekte, Rauch und Nebel sollen das optische Erleben formen. Die Gruppe "Fedans" spielt dazu Musik aus dem 1. Jahrhundert. Der Archäologe Thomas Fontaine wird durch die Geschichte des historischen Ortes führen. Die Installation von Peter Mergener wird dabei ständig über zehn Kanäle abgefahren. "Das ist eine besondere Art von Unterhaltung", betont er. "Ich schaffe etwas Lebendiges mit Klang."

Mystische Nacht am Freitag, 16. August, Samstag, 17. August, und Sonntag, 18. August, jeweils ab 20 Uhr, in den Kaiserthermen in Trier statt.